
Augenmaß statt Schnur und Eisen
Sindelfingen: Olivia Leonhardt, Auszubildende bei Walker, war für ein Praktikum in Dänemark
Olivia Leonhardt, Auszubildende zur Landschaftsgärtnerin und Baumpflegerin bei der Firma Karl Walker in Sindelfingen, war im Mai im Rahmen eines von der EU geförderten Austauschprogrammes, für drei Wochen in Dänemark. Eine Erfahrung, die sie nicht nur beruflich weiterbrachte.
Ursprünglich stand Nordirland für den Azubi-Austausch bei Olivia Leonhardt ganz oben auf der Liste, doch leider waren hier schon alle Plätze belegt. So wurde es Dänemark, das ebenfalls am durch die EU geförderten Erasmus-Programm teilnimmt. Über die Staatsschule für Gartenbau und Landwirtschaft in Stuttgart-Hohenheim reichte Olivia Leonhardt ihre Bewerbung ein. „Die zur Verfügung stehenden Betriebe haben wir selbst angeschrieben und ich bin bei der Firma Oknygard in Aalborg untergekommen“, sagt sie. „Ein Zimmer, vier Mädels und eine Kochplatte, das passte. Am Montag ging es dann in die Betriebe. Wir bekamen die Betriebsethik erklärt, das Unternehmen gezeigt und dann ging es mit einem Vorarbeiter direkt auf die Baustellen“, sagt Olivia Leonhard.
Oknygard ist mit zehn Betriebsstandorten über ganz Dänemark verteilt und beschäftigt circa 450 Mitarbeiter. Die Pflege kommunaler Flächen ist dabei einer der Schwerpunkte. So standen Rasen mähen mit dem Aufsitzmäher oder Freischneider, verschiedene Pflanzungen, aber auch Müll einsammeln auf den zu pflegenden öffentlichen Flächen auf dem Programm. „In einer neuen Wohnanlage pflanzten wir Dickmännchen auf eine Böschung und später auch eine Hainbuchenhecke in einem Garten. Meine Freundin und ich arbeiteten mit Schnur und Eisen und so standen die Pflanzen in Reih und Glied. Die Dänen haben einfach nach Augenmaß gepflanzt, das war für unseren deutschen Gründlichkeitsanspruch ziemlich krumm und schief und da waren auch noch ein paar Wurzeln zu sehen, aber das störte keinen“, beschreibt Olivia Leonhardt die Unterschiede. Die Ausbildungszeit beträgt in Dänemark vier Jahre. „Trotz der längeren Ausbildung sind die Pflanzenkenntnisse aber nicht besser“, sagt Olivia Leonhardt. Die Dänen beschreibt sie als gelassene ruhige und freundliche Menschen. „So eine Hektik wie bei uns gab es dort nie. Die Dänen, ihre Kultur und auch die Landschaft kennenzulernen, das hat mir richtig gut gefallen und mich auch selbstbewusster gemacht.“
Die Kommunikation lief auf Englisch, ein Mitarbeiter konnte sogar Deutsch. Ganz im Sinne des Austauschprogramms, das nicht nur fachliche Kenntnisse, sondern auch sprachliche, interkulturelle und soziale Kompetenzen vermitteln will. „Der Zeitpunkt für den Austausch war perfekt. Olivia verfügte bereits über Berufserfahrung, steckte jedoch noch nicht in den Prüfungsvorbereitungen des letzten Ausbildungsjahres. Dennoch haben wir natürlich ihre Arbeitskraft in diesen drei Wochen im Mai, die für uns Hochsaison sind, sehr vermisst“, erklärt Ute Utz, die zusammen mit einem weiteren Mitarbeiter die zehn Azubis der Firma Walker betreut. Als Gründungsmitglied der „Initiative für Ausbildung“ gehört die Firma Walker bundesweit zu den 77 Top-Ausbildungsbetrieben im Garten- und Landschaftsbau.
Quelle: SZBZ, Text: Petra Reidel, Bild: z